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Kindergesundheitsbericht 2022 Ernährung

In ihrem ersten Kindergesundheitsbericht beschreibt die Stiftung Kindergesundheit den körperlichen und seelischen Gesundheitszustand von Heranwachsenden in Deutschland. Anlass zur Sorge gibt der ungebrochen starke Einfluss der sozialen Herkunft auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.

Ärztin (Brustbild) hält Schild mit der Aufschrift "Kindergesundheit" vor sich
Bild: HNFOTO/stock.adobe.com

Der Kindergesundheitsbericht 2022 umfasst Themen rund um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Das reicht von der Wahrnehmung von Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen bis hin zu pandemie- und klimabedingten Einflüssen auf ihre seelische und körperliche Gesundheit. Darüber hinaus untersucht der Bericht auch allgemeine systemstrukturelle Fragen der kinderärztlichen Versorgung in Deutschland.

In allen im Kindergesundheitsbericht untersuchten Feldern besteht laut der Autorinnen und Autoren erheblicher Verbesserungsbedarf. Insbesondere verdeutlicht die Studie den Zusammenhang zwischen einem niedrigen soziökonomischen Status und einem schlechteren Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen.

Der Bericht fasst die wichtigsten Daten aus verschiedenen Studien der letzten Jahre zusammen. Er soll als zentrale Informationsgrundlage für die notwendige gesundheitspolitische Diskussion und die Orientierung von Entscheidungsträgern dienen. Jedes Kapitel ist mit Handlungsempfehlungen versehen.

Die für IN FORM besonders relevanten Bereiche Ernährung und Bewegung nehmen im Kindergesundheitsbericht großen Raum ein. Deshalb finden Sie hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte:

Ernährung und Übergewicht

15,4 Prozent aller in Deutschland lebenden Drei- bis 17-Jährigen sind übergewichtig, 5,9 Prozent sogar adipös. Im Vergleich zu normalgewichtigen Gleichaltrigen treten bei ihnen bereits in jungen Jahren Bluthochdruck sowie Störungen im Fett- und Zuckerstoffwechsel auf. Das Risiko für Mobbing ist erhöht.

15,4 Prozent aller Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 17 Jahre sind übergewichtig, 5,9 Prozent davon adipös. Unterschiede zeigen sich sowohl in der sozialen Herkunft als auch in den Altersgruppen: Junge Menschen aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status haben ein viermal höheres Risiko für Übergewicht als ihre Altersgenossen aus Haushalten mit einem hohen sozioökonomischen Status. Die Auswertung der KiGGS Studie Welle 2 ergab zudem, dass in der Altersgruppe 11 bis 13 Jahre 20 Prozent der Mädchen und 21,1 Prozent der Jungen übergewichtig waren – also jedes fünfte Kind.

Essverhalten von Kindern und Jugendlichen

Auf Basis der EsKiMo-Studie als Teil der bundesweiten KiGGs-Untersuchung haben Forschende Daten zum Lebensmittelverzehr bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren erhoben. Es zeigt sich, dass sie deutlich zu wenig Obst, Gemüse, Milch/Milchprodukte und Fisch zu sich nehmen. Die Verzehrsmengen an Fleisch- und Wurstprodukten, „Fastfood“, Süßigkeiten und süßen Getränken lagen hingegen deutlich zu hoch.

Es besteht also laut der Stiftung Kindergesundheit ein erheblicher Verbesserungsbedarf bei der Lebensmittelauswahl von Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es, Fehl- und Mangelernährung und dadurch bedingtem Übergewicht bei gleichzeitigem Mangel an wichtigen Nährstoffen (Fehlernährung/Hidden Hunger) vorzubeugen.

Beeinflusst wird die Ernährungsweise Heranwachsender durch an sie gerichtete Werbung und das sogenannte Kindermarketing (Lebensmittel in Kinderoptik). Problematisch sei zudem der nach wie vor hohe Zuckergehalt zum Beispiel von Frühstückscerealien. Hinzu komme Werbung für ungesunde Produkte im Fernsehen und Internet. Laut einer Studie der Universität Hamburg bewerben 92 Prozent der Lebensmittelwerbungen, die Kinder im Internet und im TV sehen, ungesunde Produkte.

Zudem haben sich die Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen geändert. Immer mehr Schülerinnen und Schüler gehen in eine Ganztagsschule und nehmen dort am Mittagessen teil. Laut dem Portal ganztagsschulen.org lag die Zahl der Schülerinnen und Schüler im Ganztagsbetrieb bei 3,5 Millionen. Damit spielt die Schulverpflegung eine wichtige Rolle für die gesunde, ausgeglichene und nachhaltige Ernährung. Einen wesentlichen Beitrag dazu kann der DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen leisten.

Bewegungsaktivität und Bewegungsmangel

Wichtigstes Kriterium für die Beurteilung der Bewegungsaktivität sind die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO: Kinder und Jugendliche sollen sich täglich mindestens eine Stunde lang mit mindestens moderater, besser höherer Intensität bewegen (z.B. bei Laufspielen, Klettern, Radfahren oder Schwimmen).

Diese Empfehlung erreicht laut der bundesweiten, repräsentativen Motorik-Mobil-Studie (MoMo) gerade einmal 25 Prozent der Heranwachsenden. Die Gesamtaktivität der 4- bis 17Jährigen liegt bei zirka 6 Stunden pro Woche. Dabei zeigt sich, dass Mädchen sich von Anfang an sogar noch deutlich weniger bewegen als Jungen. Im internationalen Vergleich sieht es eher noch schlechter aus: Weltweit erreichen weniger als 20 Prozent aller Kinder und Jugendlicher die WHO-Empfehlungen für körperliche Aktivität.

Ähnlich wie bei der Ernährung zeigt sich auch bei der Bewegung ein Zusammenhang mit der sozioökonomischen Lage: Heranwachsende aus sozial schwächeren Familien bewegen sich weniger als diejenigen, die in bessergestellten Familien aufwachsen. Dies betrifft laut der Studie insbesondere bildungsferne Familien, Familien mit niedrigem Einkommen, Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen sowie Familien mit Einwanderungsgeschichte. Besonders deutlich zeigt sich der Bewegungsmangel bei Jugendlichen und über alle Altersgruppen hinweg bei Mädchen.

Besondere Bedeutung kommt bei der körperlichen Aktivität der sogenannten bewegungsaktiven Alltagsgestaltung zu. Bewegungsförderung könne, so die Autoren, nicht nur durch Angebote in Sportvereinen oder im Schulsport erfolgen, sondern müsse mit der Familie und/oder im Wohnumfeld kombiniert werden. Voraussetzung für einen bewegungsaktiven Lebensstil sei eine bewegungsanregende räumliche und soziale Umwelt, an deren Gestaltung Kinder und Jugendliche teilhaben können.

Hintergrund

Als gemeinnützige Organisation mit direkter Anbindung zur Ludwig-Maximilians-Universität München und der dortigen Kinderklinik und Kinderpoliklinik agiert die Stiftung Kindergesundheit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Gegründet wurde die Stiftung 1997 von Prof. Berthold Koletzko, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit Tätigkeit am Dr. von Haunerschen Kinderspital. Er ist bis heute ihr Vorstandsvorsitzender.

Unterstützer und Mitherausgeber des Kindergesundheitsberichts 2022 sind die Stiftung "Die Gesundarbeiter", die Krankenkasse vivida bkk, MSD Sharp & Dohme GmbH und Novartis Pharma GmbH.

Links

Stiftung Kindergesundheit https://www.kindergesundheit.de/

Kindergesundheitsbericht 2022:

Übersicht https://www.kindergesundheit.de/kindergesundheitsbericht/

"Wir sind IN FORM!"-Partnerprojekte der Stiftung Kindergesundheit:

Tiger Kids - Kindergarten aktiv  https://www.tigerkids.de/

Die Rankuns - das gesunde Klassenzimmer https://www.rakuns.de/das-programm.html