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Lebensmittelunverträglichkeiten - wenn der Bauch rumort Ernährung

Aufgrund von Lebensmittelunverträglichkeiten dürfen viele Menschen bestimmte Lebensmittel nur in Maßen genießen oder müssen sogar ganz verzichten. Das Wichtigste zu Zöliakie, Laktoseintoleranz, Fructosemalabsorption und Histamin-Intoleranz-Syndrom im Überblick.

Frau vor einem Supermarkregal betrachtet eine Yoghurtpackung
Bild: eldarnurkovic/stock.adobe.com

Ob Kratzen im Hals oder heftige Bauchschmerzen - Lebensmittel-Unverträglichkeiten (auch-Intoleranzen genannt) können ähnliche Symptome wie Nahrungsmittelallergien hervorrufen. Allerdings ist bei Intoleranzen das Immunsystem nicht in gleicher Weise beteiligt wie bei einer Allergie. Lebensmittelintoleranzen entstehen, wenn der Körper ein Nahrungsmittel oder einen Nahrungsmittelbestandteil nicht richtig verdauen kann. Ein Mangel an dem Enzym Laktase etwa führt dazu, dass der Milchzucker (Laktose) im Darm nicht vollständig abgebaut wird. Stattdessen übernehmen diese Aufgabe Bakterien, die dabei störende Gase produzieren. Die Folge sind Blähungen, Übelkeit und Durchfälle nach dem Genuss von Milch und bestimmten Milchprodukten.

Die wichtigsten Lebensmittelintoleranzen hier im Überblick:

Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)

Bei der Glutenunverträglichkeit (auch: Zöliakie, Einheimische Sprue, gluteninduzierte Enteropathie) handelt es sich um eine schwerwiegende Krankheit des Dünndarms, die durch das in Getreide vorkommende Klebereiweiß Gluten ausgelöst wird. Durch Immunreaktionen kommt es zur chronischer Entzündung und Rückbildung der Dünndarmzotten. Nährstoffe können vom Körper nur noch unzureichend aufgenommen werden.

Die Folge ist eine Reihe unterschiedlicher Symptome und Folgeerkrankungen wie etwa Durchfall, Gewichtsabnahme, Bauchschmerzen und Blähungen. Bei Kindern treten Wachstumsstörungen bei Kindern auf. Außerdem kommt es zur Blutarmut (Anämie) und Osteoporose.

Die Glutenunverträglichkeit kann in jedem Lebensalter alleine, aber auch in Kombination mit wie Diabetes Typ 1 auftreten. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wird sie auch als "sogenanntes Chamäleon der Krankheiten" bezeichnet, weil oft auch sehr unspezifische Symptome vorliegen. Etwa eine von 200 Personen ist in Deutschland von Zöliakie betroffen.

Die Zöliakie lässt sich bisher ausschließlich diätetisch behandeln. Betroffene müssen glutenhaltige Getreidesorten wie z.B. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer strikt meiden. Dies gilt auch für Lebensmittel, die diese Getreide nur in Spuren enthalten. Die lebenslange glutenfreie Ernährung bewirkt eine Regenerierung der Dünndarmschleimhaut und beugt Spätkomplikationen vor.

Für die Betroffenen bedeutete die Diagnose konkret, dass sie lebenslang auf übliche Brotsorten und Backwaren verzichten müssen. Sie müssen auf Produkte umsteigen, die entweder aus dem Mehl nicht Zöliakie auslösender Getreidearten wie Reis oder Mais, aus Sojabohnen oder aus reinen (Kartoffel-)Stärkeprodukten hergestellt sind. Geschmacklich verbessert werden kann dieses Spezialbrot z.B. durch Toasten.

Glutenfreie und glutenhaltige Produkte müssen im Haushalt sorgfältig getrennt werden. Arbeitsflächen, Arbeitsgeräte und Küchenutensilien sollten doppelt angeschafft werden (z.B. Schneidebretter und Toaster).

Das Angebot an glutenfreien Produkten in den Lebensmittelregalen wächst. Das könnte den Eindruck erwecken, diese Spezialprodukte seien grundsätzlich gesundheitsförderlich. Die DGE betont, dass diese Produkte nur für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit notwendig sind. Für andere Verbraucher bringt eine glutenfreie Ernährung, die teilweise mit großen Einschränkungen verbunden ist, keine gesundheitlichen Vorteile. Darüber hinaus sind die Spezialprodukte meist deutlich teurer. Menschen mit Reizdarm und anderen Magen-Darm-Beschwerden sollten die Ursachen durch eine Ärztin oder einen Arzt abklären lassen.

Laktoseintoleranz

Die Laktoseintoleranz beruht auf einer verminderten oder fehlenden Aktivität des Enzyms Laktase in der Dünndarmschleimhaut. Laktase spaltet Milchzucker, sodass er vom Körper aufgenommen werden kann. In sehr seltenen Fällen ist die Laktoseintoleranz angeboren. Die Mehrzahl der Fälle beruht auf einer im Laufe des Lebens abnehmenden Aktivität des Enzyms Laktase, die genetisch bedingt ist. Diese Form der Laktoseintoleranz (Primäre genetischen Hypolactasie) ist weltweit der häufigste Enzymdefekt. In Deutschland betrifft er 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung.

Die Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall sind individuell unterschiedlich ausgeprägt. Außerdem werden sie von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen u.a. die Menge der verzehrten Laktose, die Restaktivität der Laktase, die Zusammensetzung der Dickdarmflora sowie die Zusammensetzung der Nahrung. Bleibt die Laktoseintoleranz längerfristig unbehandelt, können schädliche die nützlichen Bakterien des Dünndarms verdrängen. Gegebenenfalls muss eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen. Für die Diagnostik stehen ein Atemtest und ein oraler Laktosebelastungstest mit Bestimmung des Blutzuckers zur Verfügung. Relativ neu ist ein Gentest, der allerdings keine Rückschlüsse darauf zulässt, wie ausgeprägt der Enzymmangel ist.

Auch wenn sich die Unverträglichkeit gegenüber Laktose bestätigt, müssen die Betroffenen nur bei einem ausgeprägten Laktasemangel eine laktosefreie Diät einhalten. Bei den meisten Patienten ist eine Restaktivität des Enzyms vorhanden, sodass individuell getestet werden muss, wie viel Laktose vertragen wird.

Milch und Milchprodukte liefern wichtige Nährstoffe, insbesondere Calcium. Eine ausreichende Calciumzufuhr gewährleisten bei einem Laktasemangel laktosefreie Milch und Milchprodukte, aber auch mit Calcium angereicherte Sojaprodukte, Reis- und Haferdrinks, Mineralwässer und Fruchtsäfte.

Eine weitere Alternative ist Käse. Der Lactosegehalt von Käse ist abhängig vom Herstellungsprozess. Hartkäse, Schnittkäse und halbfester Schnittkäse sowie Sauermilch- und Weichkäse weisen einen geringen Lactosegehalt auf und verursachen deshalb normalerweise keine Beschwerden.

Drogeriemärkte und Apotheken bieten Laktose spaltende Enzympräparate an, die zur besseren Verträglichkeit von Milch und Milchprodukten eingesetzt werden können. Diese Präparate werden der Milch oder dem Milchprodukt vor dem Verzehr zugesetzt oder als Tablette zusammen mit den laktosehaltigen Lebensmitteln eingenommen.
Bevor die Betroffenen Laktose spaltende Enzyme einnehmen, sollten sie das Ergebnis der oben genannten Diagnoseverfahren abwarten. Einheitliche Aussagen zur Dosierung der Enzympräparate sind nicht möglich - hier hilft, wie bei der Auswahl von Lebensmitteln, nur das vorsichtige Austesten.

Fruktosemalabsorption (Fruchtzucker-Unverträglichkeit)

Fruktose ist ein Einfachzucker, der in freier Form vor allem in Obst und Honig zu finden ist. Ein Großteil des Fruchtzuckers in der Nahrung stammt aus Haushaltszucker, in dem Fruktose gebunden an Glucose vorliegt. Unter den Zuckern hat die Fruktose die größte Süßkraft. Sie ist daher auch in zahlreichen industriell gefertigten Lebensmitteln zu finden.

Bei einer Fruktosemalabsorption ist das Transportsystem für Fruchtzucker aus dem Dünndarm in die Zellen eingeschränkt. Ein Teil des Fruchtzuckers aus der Nahrung gelangt deshalb weitgehend unverdaut in den Dickdarm. Beim Abbau des Fruchtzuckers durch die Darmbakterien entstehen unter anderem Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan. Die Folge sind - ähnlich wie bei der Laktoseintoleranz - Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Genaue Zahlen über die Verbreitung der Fruchtzucker-Unverträglichkeit gibt es bislang nicht.

Unverträglichkeitsreaktionen auf Fruktose sind von der angeborenen Stoffwechselkrankheit Fructoseintoleranz (hereditären Fructoseintoleranz - HFI) streng abzugrenzen. Der Enzymdefekt bei HFI erfordert wegen der Gefahr gravierender Folgeschäden wie etwa Leber- und Nierenfunktionsstörungen eine lebenslange Fruktose-freie Diät.

Die Diagnose einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit sollte durch einen Arzt erfolgen. Nachdem der Patient eine definierte Fruktoselösung getrunken hat, werden bestimmte Atemgase gemessen. Ergänzend dazu erfolgt eine Auswertung von Ernährungs- und Symptomprotokollen.

Die Ernährungstherapie beruht auf einer zeitlich befristeten, moderaten Fructosezufuhr und einem anschließenden Austesten der individuellen Verträglichkeit. Eine dauerhafte fructosefreie Ernährung ist nicht angezeigt. Sie schränkt die Lebensmittelauswahl zu sehr ein, zumal der Verzicht auf Obst und Gemüse nicht gesund ist.

Statt dessen sollten Betroffene für sich selbst testen, welche Obstarten sie am besten vertragen. Problematisch sein können Trockenfrüchte, Honig sowie Lebensmittel mit Sorbit und weiteren Zuckeralkoholen sein. Bananen z.B. gehören zu den Fruchtarten, die meist gut vertragen werden. Außerdem kommt es oft auch auf die Zubereitung an: Gegartes Gemüse ist oft verträglicher als Rohkost, manche Obstarten bekommen den Betroffenen zusammen mit Milch oder Sahne deutlich besser.

Histamin-Intoleranz-Syndrom

Bei manchen nicht allergisch-bedingten Lebensmittelintoleranzen spielt der Botenstoff Histamin eine große Rolle. Histamin zählt zu den sogenannten biogenen Aminen, also Eiweissstoffen, die im Körper eine wichtige Funktion etwa als Botenstoffe oder Hormone erfüllen. Der Stoff löst Reaktionen aus, die typisch für allergische Reaktionen sind.

Bei einem Histamin-Intoleranz-Syndrom kann sowohl über die Nahrung aufgenommenes als auch vom Körper selbst gebildeten Histamin eine Rolle spielen. Zu den Lebensmitteln, die Symptome einer Unverträglichkeit auslösen können, zählen

  • Lebensmittel, die lange gelagert werden können und einen hohen Histamingehalt haben wie Rotwein, Sauerkraut, Wurst und lange gereifter Käse
  • Lebensmittel, die den Abbau von Histamin im Körper hemmen wie schwarzer Tee, Mate-Tee, bestimmte Farbstoffe und Alkohol
  • Lebensmittel, die bewirken, dass der Körper vermehrt Histamin freisetzt wie Zitrusfrüchte, Nüsse, Weizenkeime und Alkohol

Die Symptome einer Histamin-Intoleranz-Syndrom sind sehr vielfältig und reichen von

  • Blähungen und Durchfällen über
  • Rötungen der Haut und
  • Kopfschmerzen bis zu
  • Herzrhythmusstörungen und Asthma.

Für das Histamin-Intoleranz-Syndrom gibt es unter Experten bislang allerdings noch keine einheitliche Definition. Hinweise für die Diagnose liefern Beobachtungen der Betroffenen nach dem Genuss der auslösenden Lebensmittel. Einzelne Labortests stehen bislang nicht zur Verfügung, sodass die Diagnose auf der Grundlage von Provokationstests durch den behandelnden Arzt gestellt werden muss.

Links

Deutsche Zöliakiegesellschaft e.V. www.dzg-online.de

Der Allergieinformationsdienst des HelmholtzZentrum München liefert eine Fülle von Informationen rund um Allergien und Intoleranzen für Betroffene, Angehörige sowie die interessierte Öffentlichkeit www.allergieinformationsdienst.de

Leckere und gesunde Rezepte bei Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien finden Sie auf der Internetseite kochenOHNE

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