Übergewicht und Bewegungsmangel auf der einen, Essstörungen und Mangelernährung auf der anderen Seite – verschiedene, repräsentative Studien zeigen, dass in Deutschland unausgewogene Ernährung und unzureichende Bewegung bedeutende Probleme sind. Damit wächst die Gefahr gesundheitlicher Beeinträchtigungen.
Gesundheit ist nicht nur Voraussetzung für Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistung, sondern auch ein Wirtschafts- und Standortfaktor. Darüber hinaus ist sie wichtig für die Stabilität des Generationenvertrags. In Deutschland und den meisten Industrienationen nehmen jedoch Krankheiten zu, die durch eine unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung begünstigt werden. Die Ergebnisse verschiedener Studien wie der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, des Bundesgesundheitssurveys 1998, des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys 2006 (KiGGS) und der Nationalen Verzehrsstudie II 2007 beschreiben folgende Ausgangslage.
Immer mehr Deutsche sind übergewichtig
In Deutschland sind 66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen übergewichtig oder fettleibig. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sind es 15 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Übergewichtigen und Adipösen bei jungen Männern um etwa acht Prozent, bei jungen Frauen um etwa sieben Prozent gestiegen. Das Übergewicht ist in der Gesellschaft aber nicht gleichmäßig verteilt. Mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen sinkt der Anteil der übergewichtigen beziehungsweise adipösen Männer und Frauen. Je höher der erreichte Schulabschluss, desto geringer ist der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI).
Der BMI errechnet sich aus Körpergröße und Gewicht. Ein leichtes Übergewicht (BMI ab 25) bedeutet noch nicht zwingend ein erhöhtes gesundheitliches Risiko. Problematisch ist vor allem die Ansammlung von Körperfett im Bauchraum. Ein erhöhter Bauchumfang (bei Männern ab 94 Zentimetern, bei Frauen ab 80 Zentimetern) gilt als wichtiger Risikofaktor für Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Adipositas (BMI ab 30) führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu chronischen Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, aber auch zu orthopädischen Beschwerden.
Bewegungsmangel herrscht vor
Die Deutschen bewegen sich zu wenig. Insgesamt treiben 37 Prozent der Männer und 38 Prozent der Frauen keinerlei Sport. Kinder und Jugendliche bewegen sich zwar mehr als Erwachsene, aber auch hier sind körperliche Fitness und motorische Fähigkeiten geringer ausgeprägt als früher. Dabei ist die gesundheitsförderliche Wirkung von Bewegung einschließlich ihres Beitrags zur Stressbewältigung wissenschaftlich belegt. Bewegung beugt chronischen Erkrankungen und gesundheitlichen Risikofaktoren vor, speziell Übergewicht und Adipositas. Wer sich viel zusammen mit anderen Menschen bewegt, stärkt sein Selbstwertgefühl und fördert sein Wohlbefinden und seine sozialen Kontakte.
Essstörungen treten vermehrt auf
Junge Menschen leiden besonders häufig unter Essstörungen. Bei einem Fünftel der 11- bis 17-Jährigen finden sich entsprechende Symptome, wobei Mädchen fast doppelt so häufig betroffen sind wie Jungen. Essstörungen, wie Bulimie (Ess-Brechsucht), Anorexie (Magersucht) oder die „Binge-Eating“-Störung (Essanfälle ohne Gegenmaßnahmen, wie Erbrechen), sind psychosomatische Erkrankungen, die medizinisch behandelt werden müssen. Ein auffällig gestörtes Essverhalten sollte als erstes Alarmsignal für Essstörungen beachtet und möglichst frühzeitig behandelt werden. Anzeichen für ein gestörtes Essverhalten sind strikte Einschränkungen (zum Beispiel nie mehr Süßigkeiten essen), extreme Diäten oder eine verzerrte Körperwahrnehmung.
Fehl- und Mangelernährung nehmen im Alter zu
Die Ernährungssituation gesunder, mobiler, vor allem jüngerer Seniorinnen und Senioren, die im privaten Haushalt leben, ist vergleichbar mit der von allen anderen Erwachsenen. Anders stellt sich die Situation bei alten Menschen dar, die unter altersbedingten Krankheiten, körperlichen Behinderungen, geistigen Beeinträchtigungen (Demenz) und psychischen Problemen leiden oder deren soziale Situation sich verändert hat. In dieser Gruppe, insbesondere bei Hochbetagten über 75 Jahren, sind Menschen zunehmend untergewichtig und mangelernährt. Das kann unterschiedliche Gründe haben – von einer veränderten Vitaminaufnahme über die Nebenwirkungen von Medikamenten bis hin zu Appetitmangel, einer zu geringen Nahrungszufuhr oder dem verminderten Verzehr bestimmter Lebensmittel.