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Orientierung auf einen Blick: der Nutri-Score

Orientierung auf einen Blick: der Nutri-Score

Seit Ende 2020 ist die neue erweiterte Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen in Deutschland erlaubt. Der Nutri-Score gibt beim Einkauf eine schnelle Orientierung, welche Lebensmittel eher zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen.

Ob Fertigpizza, Müsli oder tiefgekühltes Pfannengericht – mit dem Nutri-Score können Sie die Nährwerte von Lebensmitteln derselben Kategorie auf einen Blick vergleichen. Dies gilt für alle Produkte, die eine Nährwertkennzeichnung aufweisen. Die Kennzeichnung der wichtigsten Nährstoffe als detaillierte Tabelle auf den Verpackungen bleibt nach der Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 (Lebensmittel-Informationsverordnung - LMIV) Pflicht.

Die zusätzliche farbige Kennzeichnung dient der schnellen Orientierung auf einen Blick. Ziel ist es nicht, das Ernährungsverhalten der Menschen grundsätzlich zu verändern. Er kann aber dazu beitragen, auf einfache Weise eine ernährungsphysiologisch günstigere Auswahl von Lebensmitteln zu treffen.

Seit der Einführung des Nutri-Scores in Deutschland im November 2020 haben sich bis Ende Februar 2023 bereits 660 Unternehmen mit rund 1030 Marken für eine Verwendung des Nutri-Score auf dem deutschen Vermarktungsgebiet registriert. Um den europaweiten Einsatz zu vereinfachen, haben die am Nutri-Score beteiligten oder interessierten Staaten Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, der Niederlande, Spanien und Schweiz eine Grundsatzvereinbarung geschlossen. Ziel ist es, den Mitgliedstaaten und den Unternehmen die Einführung des Nutri-Score zu erleichtern. Neben einem Lenkungsausschuss umfasst die Zusammenarbeit auch ein gemeinsames wissenschaftliches Gremium, das mögliche Weiterentwicklungen des Nutri-Score-Algorithmus wissenschaftlich bewertet. Deutschland ist hier durch einen Experten des Max Rubner-Instituts (MRI) vertreten, dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel des Bundesministeriums.

Farbsystem dient dem schnellen Überblick

Das Farbsystem erinnert an die erweiterten Signalfarben von Verkehrsampeln – grün ist okay, bei rot ist Vorsicht geboten. Der Nutri-Score gibt anhand einer 5-stufigen Farbskala (grün bis rot) und den Buchstaben A bis E Auskunft über den Nährwert eines Lebensmittels. Das grüne A steht für eine eher günstige Nährwertzusammensetzung des Produkts, das rote E für eine ungünstige.

Der Nutri-Score ist allerdings keine Anleitung zur ausgewogenen und gesunden Ernährung oder gesundheitsförderlichen Lebensmittelwahl, sondern erleichtert lediglich die Auswahl von Lebensmitteln der gleichen Produktgruppe im Supermarktregal.

Es geht also nicht darum, die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen bzw. Müslisorten mit Tiefkühlpizzen zu vergleichen, sondern schnell und einfach innerhalb einer Produktgruppe die günstigere Wahl bezüglich der Nährwerte zu treffen.

Nutri-Score ersetzt nicht die Nährwertkennzeichnung auf Verpackungen

Die Nährwertkennzeichnung ist seit Dezember 2016 für alle vorverpackten Lebensmittel EU-weit verpflichtend. Das schreibt die LMIV vor.
Wer beispielsweise wegen eines Bluthochdrucks auf eine geringe Kochsalzzufuhr achten muss, für den reichen die schnellen Infos durch den Nutri-Score meist nicht aus. Diese Personen müssen nach wie vor genau auf die Nährstofftabelle schauen. Sie liefert exakte Informationen über den Energiegehalt sowie die Gehalten an

  • Fett,
  • gesättigten Fettsäuren,
  • Kohlenhydraten,
  • Zucker,
  • Eiweiß,
  • Salz.

So kommt der Wert für den Nutri-Score zustande

Hersteller, die den Nutri-Score als erweiterte Nährstoffkennzeichnung auf ihren Verpackungen nutzen wollen, registrieren sich dazu selbstständig auf dem Onlineportal der französischen Behörde für öffentliche Gesundheit Santé publique France. Im Rahmen dieser Registrierung ist u.a. der Name der Marke(n) anzugeben, auf deren Produkte der Nutri-Score abgebildet werden soll.

Den Nutri-Score für ihre einzelnen Produkte berechnen die Hersteller selbst, nachdem sie die Lebensmittel einer Produktkategorie wie etwa "Kekse", "Fleischerzeugnis" oder "Frische Feinkostartikel" zugeordnet haben. Mit der Registrierung stimmen Unternehmen zu, dass die für den Nutri-Score verantwortliche Markeninhaberin die Einhaltung der Markensatzung prüfen darf.

Wenn sich Unternehmen entschließen, den Nutri-Score zu verwenden, muss dies spätestens nach einer Übergangszeit von zwei Jahren für alle Produkte einer registrierten Marke erfolgen. Umfasst die registrierte Marke 2.000 oder mehr verschiedene Produkte, auf denen das Logo angebracht werden soll, wird diese Frist auf 36 Monate verlängert. Dabei gilt ein Schwellenwert von 80 Prozent der Produkte, auf denen das Logo innerhalb von 24 Monaten anzubringen ist. Das soll verhindern, dass Lebensmittelhersteller "Rosinenpickerei" betreiben und das Label nur auf Lebensmittel mit der Bestnote, dem dunkelgrünen A, drucken.

Grundsätzlich berechnet sich der Nutri-Score aus dem Verhältnis des Energie-Gehalts und eher ungünstiger Nähr- und Inhaltsstoffe wie beispielsweise dem Zucker- oder Salzgehalt und den der Gehalten von eher günstigen Nähr- und Inhaltsstoffen wie z.B. dem Obst- oder Ballastoff-Anteil.

Der Nutri-Score beruht auf einer 3-stufigen Berechnungsformel:

1.    Prüfung des Gehalts an

  • Energie (Kalorien),
  • Zucker,
  • gesättigten Fettsäuren,
  • Salz,

jeweils pro 100 Gramm oder 100 Millilitern. Für jeden Wert gibt es Punkte von 0 bis 10. Die Punktzahl des Energie-Gehalts und der eher ungünstigen Nähr- und Inhaltsstoffe wird addiert.

2.    Prüfung des Gehalts an

  • Ballaststoffen,
  • Eiweiß,
  • Anteilen an Obst, Gemüse, Nüssen, Hülsenfrüchten und ausgewählten Ölen.

Für Gehalte an diesen Inhaltsstoffen bzw. Bestandteilen erhalten die Lebensmittel in der Regel jeweils zwischen 0 und 5 Punkten. Die Punkte der günstigen Nähr- und Inhaltsstoffe (Schritt 2) werden von den Punkten der eher ungünstigen aus Schritt 1 abgezogen. Es gilt: Je geringer die Gesamtpunktzahl, umso höher ist die Nährwertqualität des Lebensmittels.

3. Einordnung in den Nutri-Score im allgemeinen Fall

  • -1 und weniger: dunkelgrünes A,
  • 0 bis +2: hellgrünes B,
  • +3 bis +10: gelbes C,
  • +11 bis +18: oranges D,
  • ab + 19: rotes E.

Detaillierte Informationen zur Vergabe der Punktzahlen hat Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf der Internetseite www.nutri-score.de und in weiteren Beiträgen für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen zusammengestellt.. Den Link zum Download finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Diese Vorteile bietet der Nutri-Score Verbraucherinnen und Verbrauchern

Schnelle und fundierte Entscheidungshilfe

Das Max Rubner-Institut (MRI) hat einige bestehende Modelle nach wissenschaftlichen Kriterien bewertet und dabei festgestellt, dass der Nutri-Score in besonders vielen Punkten gut abschneidet. Für einige Produktgruppen und Bereiche, wie z.B. den verwendeten Referenzwerten für Ballaststoffe bzw. die Bepunktung dieser Nährstoffe bestehen zwar laut MRI noch Optimierungsmöglichkeiten beim zugrundeliegenden Algorithmus. Der klare Vorteil des Modells ist aber, dass das Modell für Verbraucherinnen und Verbraucher schnell zu erfassen ist.

Hohe Verbraucherakzeptanz

In einer groß angelegten Umfrage hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Verbraucherinnen und Verbraucher im Sommer 2019 nach ihrem bevorzugten Label zur erweiterten Nährwertkennzeichnung befragen lassen. Der Nutri-Score war mit 57 Prozent der Stimmen eindeutiger Favorit gegenüber den drei anderen Modellen, die zur Wahl standen.

Mehr Transparenz seitens der Lebensmittelindustrie

Auch wenn die Unternehmen die Berechnung und Zuordnung selbst durchführen, werden sie kontrolliert. Die Prüfung der ordnungsgemäßen Registrierung, Berechnung und Benutzung des Nutri-Score aus der Sicht des Markenrechts sowie die Steuerung der Marktüberwachung und Missbrauchsverfolgung übernimmt ein Regulator. Dieser kümmert sich zudem um die Betreuung von interessierten bzw. bereits registrierten Unternehmen. Die RAL gGmbH, die diese Funktion übernimmt, besitzt langjährige Expertise im Bereich von Kennzeichnungen und übernimmt bereits für verschiedene staatliche Siegel Aufgaben im Bereich der Lizenzvergabe, Marktüberwachung und Rechtsverfolgung.

Ziel des Nutri-Score ist es, dass sich möglichst viele dem System anschließen, sodass die Vergleichsmöglichkeiten innerhalb einer Produktgruppe für die Verbraucherinnen und Verbraucher möglichst gut sind.

Möglicher Anreiz für mehr verarbeitete Lebensmittel mit höherer Nährwertqualität

Die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl wird durch den Nutri-Score erleichtert. Dies könnte für Unternehmen ein Anreiz sein, ihre Rezepturen so weiterzuentwickeln, dass die Produkte nach der Rezepturänderung eine bessere Nährwertqualität aufweisen und sich damit im Score verbessern, zum Beispiel von C auf B.

Verbesserte Unterstützung bei derLebensmittelauswahl

Der Nutri-Score-Lenkungsausschuss, der für die übergreifende Koordination und Entwicklung des Nutri-Score auf internationaler Ebene verantwortlich ist, hat den Vorschlägen des Wissenschaftlichen Gremiums zur Anpassung des Algorithmus zugestimmt. Das meldete das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in einer Pressemitteilung vom 29. Juli 2022. Die Anpassungen betreffen die Kategorie "allgemeine Lebensmittel" des Nutri-Score, über die Lebensmittel wie z.B. Fisch- und Meeresfrüchte, Zerealien, Fertigprodukte, Brot- und Brotwaren sowie Fleisch- und Fleischerzeugnisse bewertet werden. Auch für die Kategorie "Fette und Öle" wurden Änderungen beschlossen.

Durch den angepassten Algorithmus werden die Bewertungen des Nutri-Score stärker an die aktuellen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen angepasst:

  • Die Gehalte von Zucker und Salz werden stärker gewichtet. Stark zuckerhaltige oder salzige Produkte werden so in besserer Übereinstimmung mit den Ernährungsrichtlinien bewertet, die eine Einschränkung ihres Verzehrs empfehlen.
  • Über eine Anpassung der Ballaststoff-Komponente können Vollkornprodukte, die reich an Ballaststoffen sind, besser von raffinierten Alternativen unterschieden werden. Dies betrifft insbesondere Brote und Brotwaren.
  • Die Anpassungen in der Kategorie „Fette und Öle“ ermöglichen eine bessere Differenzierung zwischen pflanzlichen Speiseölen. Öle mit einem günstigen Nährwertprofil und einem geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren, wie z.B. Oliven-, Raps- und Walnussöl, können günstigere Bewertungen erzielen.
  • Mit zusätzlichen Regelungen für Fleisch und Fleischprodukte werden Produkte dieser Kategorie in besserer Übereinstimmung mit aktuellen Ernährungsempfehlungen bewertet, die ihren begrenzten Verzehr vorsehen.
  • Aus den Anpassungen ergibt sich zudem eine differenziertere Bewertung von Fisch und Meeresfrüchten sowie gesüßten und ungesüßten Milchprodukten.

Fazit: Der Nutri-Score kann die Lebensmittelauswahl im Supermarkt erleichtern

Mit dem Nutri-Score steht seit dem 6. November 2020 ein Instrument zur Verfügung, das Verbraucherinnen und Verbraucher auf den ersten Blick zeigt, wie ein Lebensmittel bezüglich seiner Nährstoffzusammensetzung zu bewerten ist. Auch wenn es keine "gesunden" oder "ungesunden" Lebensmittel gibt, signalisiert die Kennzeichnung im bekannten Farbsystem von Verkehrsampeln, bei welchen Lebensmitteln sie eher zurückhaltend sein sollten und welche vorzugswürdigen Alternativen es ggf. in derselben Produktgruppen gibt.

Zwar halten Kritiker das System des Nuri-Score für zu grob und bemängeln, dass unerwünschte ungesättigte Fette und weniger günstige Zusatzstoffe wie künstliche Süßstoffe und Farbstoffe oder zugesetzte Geschmacksverstärker nicht berücksichtigt werden. Dies kann jedoch nicht das Ziel von erweiterten Nährwertkennzeichnungssystemen sein, hier bedarf es anderer Mittel, Transparenz herzustellen.

Insgesamt unterstützen die erweiterte Nährwertkennzeichnung und das eindeutige Farb-/Buchstabensystem die Aktivitäten des BMEL im Hinblick auf eine bessere und gesundheitsförderliche Ernährung der Menschen. Neben der nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten ist die Einführung des Nutri-Score ein wichtiger Schritt zu mehr Verbraucheraufklärung und Ernährungsbildung. Je weiter das System sich verbreitet und je intensiver es weiterentwickelt wird, desto besser.

Links

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat alle Informationen zum Nutri-Score auf www.nutri-score.de zusammengestellt

Informationen der Verbraucherzentrale Hamburg zum Nutri-Score auf dem Internetportal

Im Themen-Bereich "Nährwertkennzeichnung" des Max Rubner-Instituts finden Sie unter anderem den MRI-Bericht zur Bewertung verschiedener Alternativen der Kennzeichnung des Nährwerts von verarbeiteten Lebensmitteln

Download

Pressemitteilung des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vom 29.7.2022 Verbesserte Unterstützng bei der Lebensmittelauswahl - Lenkungsausschuss beschließt erste Modifizierungen des Nutri-Score-Algorithmus (PDF, 76 KB, nicht barrierefrei)