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Bislang beruht die Einschätzung der Schwimmfähigkeit oft auf Bauchgefühl und Erfahrungen: Doch reicht beispielsweise Brustschwimmen mit dem Kopf über Wasser aus, wie oft behauptet wird, um von sicherem Schwimmen zu sprechen? Wohl kaum, denn laut der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) muss ein sicher schwimmendes Kind die Anforderungen an das Bronze-Jugendschwimmabzeichen (Freischwimmer) erfüllen. Die Seepferdchen-Bescheinigung, für die ein Kind sich unter anderem auf einer Strecke von 25 Metern lediglich über Wasser halten muss, reicht laut der DLRG nicht aus.
Um Eltern, Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer zu unterstützen, haben Dr. Tobias Vogt und Ilka Staub von Institut für Vermittlungskompetenzen in den Sportarten an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) Köln einen Fertigkeitstest für Schulkinder entwickelt.
Damit ein Kind sicher schwimmen lernt, sollte es im Idealfall eine umfassende schwimmerische Grundbildung von vier Stufen durchlaufen:
In einer Studie überprüften die beiden Wissenschaftler der DSHS die Anforderungen und Aufgaben, die sicher schwimmende Kinder erfüllen müssen. Ziel war es, ein einfach anzuwendendes Beurteilungsinstrument mit festen Kriterien für die Praxis insbesondere im Schwimmunterricht bereit zu stellen.
Der Test besteht aus 19 kindgerechten Aufgaben wie dem „Fischauge“ (Untertauchen und Augen öffnen), dem „Seestern“ (aufs Wasser legen in Bauch- oder Rückenlage) oder dem „Pinguinsprung“ (kopfüber ins Wasser). Die Übungen nehmen nehmen in ihrer Komplexität zu und sind in fünf Kompetenzstufen untergliedert:
Jede der insgesamt 19 Aufgaben des Tests kann einer oder mehreren Kompetenzstufen zugeordnet und mit Hilfe von vordefinierten Bewertungskriterien als bestanden oder nicht bestanden bewertet werden. Dass eine Einzelaufgabe gelingt, ist keine Voraussetzung dafür, dass ein Kind eine weitere Aufgabe durchführen kann. Doch je sicherer sich ein Kind im Wasser fortbewegt, desto mehr Aufgaben kann es ohne Einschränkungen erfüllen.
Fast 60 Prozent aller Kinder in Deutschland im Alter von 10 Jahren, also am Ende der Grundschulzeit, können nicht sicher schwimmen. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), die 2017 vorgestellt wurde.
Die Gründe dafür, dass immer weniger Kinder sicher schwimmen können, sind vielfältig. Geschlossene Bäder, zu seltener Schwimmunterricht und fehlende Wassergewöhnung können dazu beitragen, dass sich viele Kinder zwar über Wasser halten können, aber nicht sicher schwimmen. Wichtiger als eine korrekte Schwimmtechnik sind dabei nach Ansicht der Wissenschaftler der DSHS Köln die sogenannten schwimmerischen Grundfertigkeiten. Sie sind der Schwerpunkt eines neu entwickelten Fertigkeitstests.
Die Studie der Deutschen Sporthochschule wurde durch einen Zuschuss des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund sowie durch eine interne Forschungsförderung der Deutschen Sporthochschule unterstützt.
Deutsche Sporthochschule (DSHS) Köln, Forschung aktuell Ausgabe 5/2020
Informationen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zur Schwimmfähigkeit von Kindern (mit Ergebnissen der forsa-Umfrage von 2017)
Information der DLRG zum sicheren Schwimmen lernen
Eine Übersicht über die Anforderungen beim Seepferdchen und bei den Schwimmabzeichen liefert der Deutsche Schwimmverband (DSV)
Hier zum Herunterladen: Alle Aufgaben des Fertigkeitstests im Überblick (PDF-Dokument, 220 KB, nicht barrierefrei) auf den Internetseiten der DSHS Köln