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Dr. Ute Schwartz leitet im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) das Referat "Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Nicht übertragbare Krankheiten". Zu den Aufgaben gehört die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans IN FORM, für den neben dem BMG auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) federführend ist.
Dr. Ute Schwartz: Deutschland bewegt sich zu wenig. Das zeigt auch die neueste Studie der Weltgesundheitsorganisation [auf die Studie wird am Ende des Beitrags verwiesen). Mit Hilfe des Runden Tisches wollen wir das Thema Bewegung bei politischen Entscheiderinnen und Entscheidern in den Fokus rücken. Ziel ist es, gemeinsam zu erörtern, wie Bewegung und ein aktiver Lebensstil bei allen Menschen ressort- und fachübergreifend noch stärker gefördert werden können. Wir wollen erreichen, dass sich möglichst viele Menschen für körperliche Aktivität begeistern und dafür geeignete Rahmenbedingungen vorfinden: im Alltag und in der Freizeit, selbstorganisiert oder im Sportverein. Hierzu wollen wir konkrete Vereinbarungen treffen, wer welchen Beitrag zur Bewegungsförderung leisten kann. Der Runde Tisch wird für den Bereich Sportförderung ergänzt durch die Erarbeitung des Entwicklungsplans Sport seitens des Bundesministeriums des Innern und für Heimat.
Dr. Ute Schwartz: Regelmäßige Bewegung senkt nachweisbar das Risiko zahlreicher chronischer Erkrankungen wie Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs oder Bluthochdruck. Zudem verbessert sie die körperliche und psychische Gesundheit und trägt zum Erhalt der Selbständigkeit im Alter bei. Die vielfältige Wirkung von Bewegung auf Gesundheit und Wohlbefinden ist in verschiedenen wissenschaftlichen Studien bewiesen. Und genauso wichtig: Bewegung in Gemeinschaft macht Spaß, schafft Nähe und Begegnung, überwindet soziale und kulturelle Unterschiede, fördert Teilhabe und den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Dr. Ute Schwartz: Bewegung ist ein Querschnittsthema, das die Abstimmung und Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure erfordert. Deshalb laden wir zu jeder Sitzung Verteterinnen und Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen, Krankenkassen und anderen Sozialversicherungsträgern sowie Verbänden ein. Insgesamt sind über einen Zeitraum von einem Jahr sechs Sitzungen des Runden Tisches geplant. Im Anschluss werden die Ergebnisse der einzelnen Treffen in einem gemeinsamen Konsenspapier zusammengeführt.
Dr. Ute Schwartz: Die Gründe für Bewegungsmangel in Deutschland sind sehr vielfältig und betreffen alle gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen. Aus diesem Grund beschäftigt sich der Runde Tisch in den einzelnen Sitzungen gezielt mit unterschiedlichen Zielgruppen wie Kleinkindern und Familien, älteren Kindern und Jugendlichen, Erwachsenen im Erwerbsalter oder älteren Menschen. Für jede Zielgruppe sollen die spezifischen Herausforderungen identifiziert und konkrete Handlungsempfehlungen für die Bewegungsförderung erarbeitet werden. Die Bedarfe von vulnerablen Gruppen werden wir jeweils besonders in den Blick nehmen.
Dr. Ute Schwartz: IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Mit dem Runden Tisch stärken wir den Aspekt Bewegung. Damit stärken wir auch den Aktionsplan, denn mit wirksamen Maßnahmen zu Bewegungsförderung tragen wir dazu bei, Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten vorzubeugen. Wir profitieren dabei von den bewährten Ansätzen von IN FORM und können darauf aufbauen. Dabei werden wir die sich verändernden Lebensbedingungen, z.B. die Auswirkungen der Corona-Pandemie, berücksichtigen.
Dr. Ute Schwartz: Ich wünsche mir, dass die Menschen nicht nur darüber nachdenken, wie komme ich am schnellsten und am bequemsten von A nach B, sondern wie komme ich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV an mein Ziel. Dazu müssten natürlich die Geh- und Radwege in den Städten und auf dem Land so umgestaltet werden, dass sie sicherer sind. Gehen und Radfahren müssten generell eine höhere Priorität als Autofahren genießen.
Der Mensch ist als Lebewesen darauf ausgelegt, sich regelmäßig zu bewegen. Der natürliche Bewegungsdrang sollte unterstützt werden, damit er ausgelebt werden kann. Ich wünsche mir auch, dass die Notwendigkeit sich zu bewegen viel stärker im Bewusstsein der Gesellschaft verankert ist. Dass Politik, Wirtschaft und Wissenschaft stärker gemeinsam daran arbeiten, die Gesundheits- und in diesem Fall die Bewegungskompetenz der Menschen zu verbessern. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die verinnerlicht hat, dass Bewegung für die Gesundheit, fürs Wohlbefinden und auch zur Krankheitsvermeidung essentiell ist. Bewegung sollte als etwas Normales und Lebensbereicherndes empfunden werden. Dazu gehört auch, dass Bewegung überall im Lebensumfeld der Menschen, unabhängig von Alter, Herkunft und Geldbeutel, einfach ermöglicht wird und dass alle Institutionen das Thema stärker im Blick haben.
Dr. Ute Schwartz: Ich rate dazu, kleinere Strecken lieber zu Fuß oder mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto zurückzulegen. Wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, können Sie auch einfach mal eine Haltestelle früher aussteigen. Oder Sie verabreden sich mit einer Freundin oder einem Freund anstatt im Café zu einem Spaziergang. Das fördert nicht nur die Fitness, sondern auch das Wohlbefinden.
Auch ich versuche, die Bewegung in meinen Alltag zu integrieren. Damit schaffe ich einen Ausgleich zu den vielen Stunden, die ich am Schreibtisch verbringe. Dafür fahre ich beispielsweise regelmäßig mit dem Fahrrad die etwa 30-minütige Strecke zum Büro. Gerne lege ich auch Wege zu Fuß zurück und versuche, Alltagswege für kleine Fitnesseinheiten zu nutzen, etwa die acht Stockwerke zu meinem Büro. In meiner Freizeit gehe ich gerne wandern. Das hält nicht nur fit, sondern lässt mich auch den Alltagsstress vergessen.
World Health Organization: Global status report on physical activity 2022 https://www.who.int/teams/health-promotion/physical-activity/global-status-report-on-physical-activity-2022